Pure Fruit #31: Klaus Groth

in Zusammen­arbeit mit der Museumsinsel Lüttenheid
Oktober 2024

Das Jahr 2024 markiert den 125. Todestag des nieder­deutschen Lyrikers und Schriftstellers Klaus Groth (*1819, Heide – †1899, Kiel). Nur wenige Wochen vor seinem Tod erhielt er zu seinem 80. Geburtstag die Ehrenbürger­rechte in Heide und Kiel. Deren Verleihung stellte 1899 einen historischen Moment dar, den es 125 Jahre später zu würdigen gilt. Aber warum in Form eines Comics?
Die wenigen historischen Abbildungen von Groth wurden bereits vielfach zur Bebilderung seines Lebens und Werks genutzt. Durch den Comic entstehen neue Bilder von Groth, die es ermöglichen, 125 Jahre nach seinem Tod, sein Werk in einem veränderten Zeitgeist und mit heutigen Seh­gewohnheiten zu betrachten. Im Comic kann man sich auf zwei Ebenen bewegen: Text und Bild. Während auf der Textebene Gedichte (und zum Teil auch Zitate) im Original auftauchen, bietet sich die Möglichkeit, auf der Bildebene eine Neu­interpretation vorzunehmen, sich Groth aus anderer Perspektive zu nähern oder ein Abbild einer lebendigen Vergangen­heit zu erzeugen. Eine nonverbale Ebene, die manchmal mehr erzählt als der Text selbst.
Der zweite Grund, warum ein Ausschnitt aus Groths Werk nun als Comic vorliegt, hat stadt­geschichtliche Gründe: 1877 wird Rudolph Dirks in Heide geboren und wandert 1884 mit seiner Familie in die USA aus. Dort erscheint ab 1897 sein Zeitungs-Comic The Katzenjammer Kids. Dieser verbreitet sich zunächst in den gesamten USA und in den kommenden Jahrzehnten in mehr als 20 Ländern weltweit. Dirks gilt als Pionier des Comics, wie wir ihn heute kennen. The Katzenjammer Kids ist der am längsten laufende Comic aller Zeiten. Das von Dirks’ Figuren gesprochene Kauder­welsch aus Deutsch und Englisch verweist auf seine Heimat und trägt maßgeblich zum Humor der Serie bei. Immer wieder finden sich Versatz­stücke nord­deutscher Kultur und Eigen­heiten in den Abenteuern der Katzenjammer Kids. Auch seinem Bruder Gustav „Gus“ Dirks, der 1881 ebenfalls in Heide geboren wurde, waren große Erfolge in den USA und Teilen Europas beschert. Er gilt heute als Pionier der Tier-Comics und war zu Lebzeiten mit seinen Comic-Insekten aus Bugville ebenso populär wie sein älterer Bruder. Durch seinen frühen Selbstmord im Jahr 1902 ist Gus Dirks heute kaum noch bekannt. Umso spannender ist es, den Zeichner und sein großes Talent heute wieder­zuentdecken.

Die historisch bedeutenden Wurzeln des Comics, die in Heide liegen, sind für Zeichner:innen der Gegenwart natürlich faszinierend. Mit Comic-Ausstellungen und zahlreichen Veranstaltungen zum Thema hat die Museumsinsel Lüttenheid in den vergangenen Jahren dazu beigetragen, grafische Erzählungen in den Fokus zu rücken. Dadurch ist ein Anlaufpunkt für Comic­interessierte (und die, die es noch werden möchten) entstanden.
Im Comic sind Groths Gedichte im Original wieder­gegeben. Eingebettet in biografische Sequenzen, wird das Leben des Dichters erzählt. Die Zeichner:innen möchten einerseits zeigen, wie Groth heute interpretiert werden kann und zum anderen gemeinsam präsentieren, wie unter­schiedlich grafische Erzählungen umgesetzt werden können. Dies hat auch die zugehörige Ausstellung „Dar kumt en Wind ut Norn: Klaus Groth im Comic“ gezeigt. Begleitet von einem Rahmen­programm, lief diese vom 27.10.2024 bis zum 12.01.2025 auf der Museumsinsel Lüttenheid.

Die Museumsinsel Lüttenheid hat den Druck des Heftes finanziert und das Lektorat übernommen. Weitere Unterstützung leistete die Schleswig-Holsteinische Landes­bibliothek, kulturkanal.sh, Klaus-Groth-Gesellschaft e.V., der Verein der Freunde und Förderer des Klaus-Groth-Museums Heide sowie die Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein e.V.

Mit Beiträgen von
Vera Gereke
David von Bassewitz
Eva Hartmann
Brösel
Jannes Nowak
Arne Auinger
Leni Grimmeisen
Matze Latza
Franziska Ludwig
Gregor Hinz
Volker Sponholz
Tim Eckhorst

Cover:
Tim Eckhorst

Gratis-Veröffentlichung – gedruckt und digital
Jaja Verlag
ISBN 978-3-948904-66-1